Wir kennen sie alle: die dicken Wälzer mit ihren hunderten, bunt bedruckten Seiten, die sich früher zuhause gestapelt haben. Kataloge. So langsam verschwinden auch die letzten davon von der Bildfläche. Nachdem der Versandhändler Quelle 2009 in die Insolvenz ging, wurde der berühmte „Quelle-Katalog“ eingestellt. Auch der heutige Besitzer von Quelle, die Otto Gruppe, stellte den eigenen Katalog 2018 ein. Jetzt muss auch der IKEA-Katalog dran glauben. Es gibt aber schon eine Alternative.

Katalog als Podcast

Dieses Jahr hat das schwedische Möbelhaus bereits die 70. Katalog-Auflage veröffentlicht und es wird die letzte sein, die wir in die Hand nehmen und selbst umblättern können. 1951 ist die erste Auflage erschienen, seitdem hat sich einiges verändert. Zu den besten Zeiten lag die Druckauflage bei 200 Millionen Stück und ist in 32 Sprachen in über 50 Ländern erschienen. Mittlerweile schauen sich die meisten Kunden online um, dort können sie sich virtuell durch den Online-Katalog mit seinen knapp 300 Seiten blättern und direkt einkaufen. Der klassische Katalog hat ausgedient. Jetzt gibt es aber ein neues Format: IKEA hat den Audio Catalog ins Leben gerufen, einen Katalog für die Ohren.

Wie hört sich der Katalog an?

Rund vier Stunden lang können wir uns insgesamt 13 Kapitel als Podcast anhören. Eine Frauenstimme geht dabei Schritt für Schritt jede Seite des Katalogs durch, beschreibt die Szenerie und einzelne Produkte. Das Ganze bisher allerdings nur auf Englisch. Ein Kapitel dreht sich zum Beispiel rund um das Thema Badezimmer, ein anderes um die Küche. Die Sprecherin nimmt uns in die verschiedenen Räume mit und liest auch die Überschriften und Texte jeder Seite vor. Sie nennt außerdem auch die Preise zu den verschiedenen Produkten. An passenden Stellen sind immer wieder Hintergrundgeräusche eingebaut. So sind zum Beispiel Kinder zu hören, die lachen oder Möwen, die über dem Meer ihre Kreise ziehen und schreien. Auch Sicherheitshinweise sind im Audio-Katalog untergebracht. Die Frauenstimme weist an bestimmten Stellen zum Beispiel darauf hin, dass die Möbel unbedingt an der Wand befestigt werden müssen.

Podcast zum Einschlafen

Eigentlich gibt es den Audio-Katalog von IKEA schon etwas länger. Bereits 2019 hat das schwedische Möbelhaus in Australien den Katalog von Mitarbeitern vorlesen lassen. Der IKEA Sleep Podcast war geboren. Hier ging es in erster Linie darum, den Menschen beim Einschlafen zu helfen – kein Witz. Sara und Kent, zwei Mitarbeiter des Möbelhauses haben den Katalog vorgelesen, dabei ist ruhige Klaviermusik im Hintergrund zu hören. Der Podcast soll dabei helfen zu entspannen und bestenfalls besser einschlafen zu können. Zu Beginn gibt es sogar ein paar praktische Hinweise: Der Hörer wird aufgefordert die Lichter auszuschalten, die Rollos runterzumachen und sich ins Bett zu legen. Dann geht es auch schon los. Eine clevere und witzige Idee, um dem Hörer einen Mehrwert zu bieten und natürlich Werbung für die eigenen Produkte zu machen.

Vorteile eines Audio-Katalogs

IKEA hat nicht nur aufgrund der Digitalisierung den klassischen Katalog abgeschafft. Das Ganze hat auch mit dem Thema Nachhaltigkeit zu tun. Das Unternehmen möchte bis spätestens 2030 klimapositiv sein. Deshalb sollen einige Maßnahmen umgesetzt werden und dazu gehört eben auch der Wechsel von Print auf Online und Audio.

Über das Internet oder die App kann dabei jeder auf den Podcast zugreifen, zu jeder Zeit und überall auf der Welt. Wir müssen also nicht warten, bis der Katalog im Briefkasten liegt.

Mit dem Podcast kann IKEA jetzt sogar eine Gruppe von Menschen erreichen, die mit dem klassischen Katalog bisher nichts anfangen konnten: Menschen mit einer Seh-Behinderung zum Beispiel. Auch sie haben durch den Podcast die Chance den Katalog kennenzulernen.

Audio- und Online-Katalog können auch miteinander verbunden werden. Während wir uns die Seiten online anschauen, hören wir parallel dazu den Podcast. Eine richtig gute Kombination, weil wir ja vor allem bei Möbeln oder Dekostücken genau wissen wollen wie sie ausschauen. Das kann der Audio-Katalog alleine natürlich nicht ganz so gut vermitteln.

Schön ist auch die Aufteilung in verschiedene Kapitel. Das macht das Ganze für den Kunden einfacher und er kann gezielt auf ein Themengebiet zugreifen. Wäre der Audio-Katalog an einem Stück, würde das wahrscheinlich eher abschrecken. Wer klickt sich schon durch einen vier Stunden Podcast.

Wie gut ist der Audio-Katalog von IKEA?

Am Ende ist der Podcast natürlich ein Kommunikationsmittel, mit dem die Kunden erreicht werden sollen. Ich finde die Idee, den klassischen gedruckten Katalog als Audio-Catalog anzubieten, clever. Der ein oder andere Kunde wird sicher mal neugierig sein und sich den Podcast anhören.

Ich habe mir einige Kapitel angehört und bin nicht wirklich auf den Geschmack gekommen. Für mich persönlich ist der Audio-Catalog von IKEA zu unspektakulär. Ich habe erwartet, dass ich als Hörer auf eine Reise mitgenommen werde und mir im Kopf vorstellen kann, wie es in den einzelnen Räumen genau ausschaut. Jede Seite wurde vorgelesen und beschrieben, so richtig vorstellen konnte ich mir das Ganze aber tatsächlich nicht. In Kombination mit dem Online-Katalog ist das schon etwas anderes: Gerade bei Möbelstücken und auch Deko spielt die Optik doch eine große Rolle – Audio alleine reicht da manchmal nicht aus. Beides zusammen ergänzt sich aber super.

Würde das Ganze mehr in die Richtung Hörspiel gehen und lebendiger sein, dann kann ich mir auch vorstellen, dass Audio-Kataloge richtig erfolgreich sind. Aktuell denke ich aber nicht, dass sich ein Kunde den Audio-Katalog von IKEA anhört und sich deshalb für bestimmte Produkte entscheidet. Aber wer weiß, vielleicht gibt es in Zukunft ja doch den ein oder anderen Audio-Katalog, der mich als Podcast-Hörer überzeugt.

Der Audio-Katalog ist ein praktisches Tool, um klassische Formate, wie Prospekte oder gedruckte Kataloge zu ersetzen. Wenn auch ihr das Ganze mal ausprobieren wollt, aber noch nicht wisst, wie ihr den Audio-Katalog oder andere Podcast-Formate am besten umsetzen könnt, dann meldet euch gerne beim Podever-Team in Stuttgart. Hier gibt es kreativen Input und natürlich alle Infos rund um Podcasts.