In den letzten Jahren haben sich Podcasts zu einem der beliebtesten Medienformate entwickelt. Laut online-audio-monitor.de haben sich die Hörer*innenzahlen innerhalb von vier Jahren mehr als verdoppelt. Im Jahr 2018 waren es 9,4 Millionen Hörer*innen, 2022 schon mehr als 20 Millionen. Podcasts sprießen wie Pilze aus dem Boden, während immer mehr von uns die Unterhaltung und Informationen genießen. Einige Audioformate sind so erfolgreich, dass sie zusätzlich als weiteres Medienformat verbreitet werden – zum Beispiel als Buch. Darum soll es in diesem Artikel gehen. Wir beschäftigen uns mit der Frage: Macht es Sinn, ein Buch zum Podcast zu veröffentlichen?

Statistik Podcast-Hörer

Podcasts

App öffnen, Podcast suchen, Play drücken und los geht‘s! So oder so ähnlich läuft es ab, wenn ich Lust habe meinem Lieblings-Podcast zu lauschen. Das passiert meistens, wenn ich im Auto sitze, meinen Haushalt mache oder spazieren gehe. Dabei „begegne“ ich regelmäßig Moderator*innen und höre mir ihre neuesten Geschichten an. Ich baue eine Verbindung auf und will wissen, wie es weitergeht. Meistens warte ich sehnsüchtig auf die nächste Podcastfolge.

Weniger Bildschirmzeit

Gerade die Bewegtbild-Welt stresst immer mehr. Aus dem Grund wechseln viele von uns zum Medium Podcast. Mir persönlich hilft es abzuschalten und mich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Ich lasse mich nicht nur berieseln und swipe weiter, sondern ich nehme etwas mit, höre zu und konzentriere mich über 20, 30 oder auch 40 Minuten.

Long story short: Für mich gehören Podcasts und auch Bücher zu den Medien, die mich fordern und nicht überfordern.

Bildschirm vs. Buch

Wenn ich mich abends gegen das Handy und fürs Lesen entscheide, geht es mir immer besser. Mir springen nicht Millionen Reels, TikToks und YouTube-Shorts entgegen, die meinen Kopf überfluten. Ganz im Gegenteil ‒ das Lesen entspannt mich. Das fühlt sich nicht nur so an, es ist auch wissenschaftlich fundiert. Forscher*innen der Yale University haben herausgefunden und bestätigt: Im Schnitt leben Menschen, die regelmäßig lesen, zwei Jahre länger. Es fördert die Intelligenz, vermittelt Wissen, regt die Fantasie an und senkt das Stresslevel!

Warum also ein Buch zum Podcast?

Es gibt viele Gründe und Ansätze, weshalb ihr ein Buch passend zum Podcast veröffentlichen könntet. Ihr wollt z.B. die Highlights der ersten 100 Folgen zusammenfassen? Oder Rezepte passend zu eurem Koch-Podcast zur Verfügung stellen? Ihr erzählt wahre Geschichten und möchtet sie ausführlicher zum Lesen unter die Leute bringen? Oder ihr wollt Zusatz-Content bieten, den es exklusiv im Buch gibt? Ihr seht, es gibt viele Gründe und Möglichkeiten, warum ein Buch zum Podcast eine gute Idee sein könnte.

ABER: Steckt der Podcast noch in den Kinderschuhen, dann solltet ihr euch nicht zu viel vornehmen. Bevor dieser zusätzlich als anderes Medium veröffentlicht werden kann, muss das eigentliche Konzept funktionieren. Und auch auf den Inhalt kommt es an!

Buch zum Podcast – zwei Beispiele

Die Zeit – Verbrechen

True Crime Podcasts sind eines der beliebtesten Podcast Genres. In einer aktuellen Umfrage von Statista gaben von knapp 540 befragten Podcasthörer*innen 27% an, das Genre „True Crime & Recht“ zu konsumieren. Da gehöre ich übrigens auch dazu: Ich persönlich höre viele Podcasts zu wahren Verbrechen. Mich fasziniert, dass diese unglaublichen Geschichten wirklich so passiert sind. Außerdem begeistert mich, wie es die Moderator*innen schaffen wahre Verbrechen authentisch, nahbar, einfühlsam und sogar ein bisschen humorvoll zu erzählen. „Weird Crimes“, „True Crime – tödliche Verbrechen“ und „Mordlust“ zählen definitiv zu meinen Favoriten.

Als echten „True Crime – Podcast Klassiker“ könnte man den Podcast „ZEIT VERBRECHEN“ bezeichnen. Laut der Verlagsgruppe Die ZEIT verzeichnet der Podcast Stand August 2022 über vier Millionen valide Downloads pro Monat und gehört somit zu den bekanntesten deutschsprachigen Podcasts.⁴ Zusätzlich zum Podcast veröffentlichte der Verlag drei Bücher. Darin werden spektakuläre Fälle unter die Lupe genommen, es gibt Informationen über die Weiterentwicklung der Fälle und sogar Einblicke in bisher unveröffentlichtes Aktenmaterial. Spannend, oder? Die Bücher kamen richtig gut an. Kein Wunder also, dass der Verlag die Auflage erhöhte.

Notaufnahme – die lustigsten Patientengeschichten

Ich höre zwar sehr gerne True Crime Podcasts, aber nicht nur! Zu meinen all time favorits zählt auch der Podcast „NotAufnahme – die lustigsten Patientengeschichten“ von meinem Kollegen Ralf Podszus. Als ich das Buch zum Podcast in der Hand hielt, habe ich nicht schlecht gestaunt! Natürlich ging es gleich ans Lesen. Und was soll ich sagen: Ich war richtig begeistert. Das Buch steht für sich und man kann es auch lesen, wenn man den Podcast nicht kennt.

Aber auch wenn man den Podcast regelmäßig hört, nimmt es keineswegs die Spannung. Ich bin zum Beispiel auf eine Geschichte gestoßen, die ich aus dem Podcast schon kannte, doch das war für mich kein Grund ein paar Seiten zu überspringen – ganz im Gegenteil. Audio und Geschriebenes sind zwei völlig verschiedene Paar Schuh. Ich habe die Geschichte aus einer anderen Perspektive gelesen, mehr Details erfahren und obwohl ich ungefähr wusste, was mich erwartet, habe ich voller Spannung weitergelesen.

Ein Konzept auf mehrere Arten zu veröffentlichen kann Hörer*innen, Leser*innen und Nutzer*innen verschiedenster Medienformate verbinden und zusätzlich für mehr Sichtbarkeit sorgen.

  • Auszug aus dem Buch "NotAufnahme - die lustigsten Patientengeschichten"
  • Auszug aus dem Buch "NotAufnahme - die lustigsten Patientengeschichten", riva Verlag 2022

Fazit: Lohnt sich ein Buch zum Podcast?

Ja? Nein? Naja, wie so oft wäre es zu einfach das pauschal zu beantworten.

Es kommt auf den jeweiligen Podcast an. Wer ist meine Zielgruppe? Gibt es bereits ein Buch, das meine Podcast-Themen abdeckt? Funktionieren die beiden Medien mit- und ohneeinander? Und bekomme ich das Gesprochene auch mehrwertbringend aufs Papier?

Beantwortet euch diese Fragen und besprecht den Gedanken mit Menschen, die euren Podcast hören. Vielleicht redet ihr auch mit Personen, die keine Podcasts hören, dafür aber gerne lesen. (Macht euch ein Konzept und entscheidet ganz sachlich, ob sich ein Buch zu eurem Podcast lohnt.)