Non-Fungible-Token (NFT), Blockchain, Ethereum – wie bitte? Als mir das Thema zum ersten Mal begegnet ist hatte ich, vermutlich genau wie ihr, viele Fragezeichen auf der Stirn stehen. Zugegeben, es ist ein ziemlich technisches Thema, aber keine Angst: Um das alles zu verstehen braucht es definitiv keinen MIT-Abschluss. NFTs sind momentan das Ding der Stunde und beeinflussen unter anderem den Kunst-, Musik- und Audiomarkt.
NFT, was ist das?
Die drei Buchstaben NFT stehen für Non-Fungible-Token. Dahinter steckt eine Technologie, die mit der Blockchain zu tun hat. Die Blockchain ist eine Art Buchhaltungssystem für Kryptowährung. Daten und Informationen werden dabei nicht an einem zentralen Ort gespeichert, sondern auf vielen Rechnern gleichzeitig. Das macht das Ganze fälschungssicher. Non-Fungible-Token sind nicht veränderbare Token und damit das Gegenteil von Fungible-Token. Dazu zählt zum Beispiel die Kryptowährung Bitcoin. Wenn wir einen Bitcoin gegen einen anderen tauschen, dann ändert sich nichts an seinem Wert. Wie beim Euro: Tauschen wir einen Euro gegen einen anderen oder gegen zwei 50 Cent Stücke, dann bleibt der Wert gleich. Anders ist das beim Non-Fungible Token: Der kann nicht ersetzt oder zerstört werden und ist damit einzigartig. Das Ganze ist vergleichbar mit der Seriennummer auf einem Geldschein: Die gibt es nur einmal und kann nicht verändert werden. Und genau das ist der Punkt, der hier wichtig ist: Die Einzigartigkeit. NFTs können für digitale Güter als Echtheits- und Besitzzertifikat verwendet werden. Das Ganze funktioniert zum Beispiel mit digitalen Kunstwerken. Wir können das Kunstwerk theoretisch unendlich oft kopieren, durch das „Zertifikat“ wird es für den Besitzer jedoch zum einzigartigen digitalen Sammlerstück.
Was passiert da eigentlich gerade?
Ganz verrückte Dinge – virtuelle Panini-Bilder, Kunstwerke und Musikalben wechseln in der digitalen Welt für Unsummen den Besitzer.
Da gibt es zum Beispiel virtuelle Spielerkarten, wie wir es von den Panini-Alben zur Fußball-Europameisterschaft kennen. Ende letzten Jahres hat ein Fußballfan eine dieser virtuellen Karten von Mbappé von Paris-St.-Germain für umgerechnet 57.000 Dollar ersteigert. Weil es nur ganz wenige dieser digitalen Spielerkarten gibt, werden horrende Summen dafür geboten.
Auch Musiker nutzen die Kryptotechnologie. Die Kings of Leon haben ein neues Album herausgebracht, das ganz normal gestreamt, als CD gekauft oder gedownloadet werden kann. Es gab aber auch Special Editions und VIP-Tickets, die Fans als Non-Fungible-Token kaufen konnten. Darunter zum Beispiel ein spezielles Album-Paket mit einem besonderen Cover oder auch eine Variante mit Vergünstigungen bei Live-Shows. Dadurch erhalten die Besitzer bei Konzerten der Band zum Beispiel Plätze in der ersten Reihe auf Lebenszeit.
Digitale Kunstwerke als NFT
NFTs haben auch große Auswirkungen auf den Kunstmarkt. Das zeigt das Beispiel einer Online-Versteigerung durch das bekannte Auktionshaus Christie´s. Ein Kunstwerk des US-Künstlers Mike Winkelmann, besser bekannt unter dem Namen Beeple, ist für über 69 Millionen Dollar verkauft worden. Die Collage existiert nur digital und setzt sich aus 5.000 Bildern zusammen, die der Künstler über mehrere Jahre hinweg einzeln auf Instagram veröffentlicht hat. Das Kunstwerk kann sich jeder online ansehen und auch herunterladen. „Besitzer“ der Originalkopie ist aber nur der Käufer und das ist in der fälschungssicheren Blockchain hinterlegt. Noch nie ist übrigens so viel Geld für ein digitales Kunstwerk bezahlt worden. Beeple rückt mit dem Verkauf seiner Collage in der Rangliste der teuersten Kunstwerke lebender Künstler sogar auf Platz drei.
Eine Gruppe von Krypto-Aktivisten hat einen Druck von dem Streetart-Künstler Banksy ersteigert. Das Bild haben sie anschließend digitalisiert und das Original verbrannt. Jetzt existiert also nur noch die digitale Variante. Die wurde online als NFT für 228,69 Ether versteigert. Ether ist eine Kryptowährung, genau wie Bitcoin, und der Preis entspricht umgerechnet rund 380.000 Dollar.
Erster Satz auf Twitter als NFT
Wie viel Geld würden Sie bezahlen, um den ersten Beitrag auf Twitter zu ersteigern? Es müssten mehr als 2,5 Millionen Dollar sein, in Kryptowährung. So viel kostet der Satz: „setting up my twttr“, den der Gründer von Twitter, Jack Dorsey, verkaufen möchte. Nach der Versteigerung ist der Tweet immer noch öffentlich lesbar, das Besitzer-Zertifikat gehört aber dem Käufer. Das Geld soll am Ende einem guten Zweck zugutekommen und nach Afrika fließen, um dort Covid-19 zu bekämpfen.
Tesla-Chef Elon Musk ist beim NFT-Hype auch mit dabei. Er wollte einen selbst entwickelten Techno-Song, in dem es um NFTs geht, samt Video als NFT verkaufen. In dem Lied heißt es: „NFT für deine Eitelkeit. Computer schlafen nie. Es ist verifiziert. Es ist garantiert“. Weil nach kürzester Zeit bereits mehr als eine Million Dollar auf das Lied geboten wurden, hat Elon Musk den NFT zurückgezogen. „Es fühlt sich nicht richtig an, das zu verkaufen. Ich lasse es sein.“, so Musk auf Twitter.
Fynn Kliemann, ein deutsches Allroundtalent, mischt auch in Sachen NFTs mit. Der Youtuber, Unternehmer und Webdesigner hat zusammen mit einem Produzenten 100 einzigartige Jingles produziert. Die sogenannten „JingleBes“ sind zwischen 20 Sekunden und 1:30 Minuten lang. Jeder einzelne ist dabei einer Emotion gewidmet und enthält passend dazu ein exklusives, animiertes Artwork als Cover. Auf die Jingles sind insgesamt rund 250.000 Euro geboten worden.
Kritik an NFTs
Der Hype um Non-Fungible-Tokens ist momentan riesig, es gibt allerdings auch ein paar Kritikpunkte.
Da wäre zum Beispiel der Energieverbrauch: Die meisten NFTs laufen auf einer Blockchain und die benötigt richtig viel Energie, weil die Daten auf vielen Rechnern gleichzeitig gespeichert werden. Laut einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Cambridge verbraucht alleine die Kryptowährung Bitcoin jährlich mehr Energie als das gesamte Land Argentinien.
Die Blockchain ist ziemlich sicher, aber eben nicht zu 100 Prozent. So wurden zum Beispiel schon Accounts von einigen Nutzern gehackt und Non-Fungible-Tokens gestohlen. Der Schutz vor Kriminellen ist also nicht komplett gegeben.
Die Blockchain birgt aber noch ein weiteres Problem. Wird ein digitales Sammlerstück als NFT zum Beispiel über die Ethereum-Blockchain verkauft, dann erhält der Käufer das Zertifikat dazu. Der Kauf ist damit auf dieser Blockchain hinterlegt. Es gibt aber auch andere Blockchains – hier könnte das Zertifikat zum jeweiligen Sammlerstück auch wieder verkauft werden. So einzigartig wäre das Ganze am Ende also gar nicht mehr.
Wer profitiert hier eigentlich? Klar, durch den Verkauf von NFTs können Künstler, Produzenten und Musiker viel Geld in Form von Kryptowährung verdienen. Sollte der Käufer das Kunstwerk nochmal weiterverkaufen, erhält der Künstler sogar noch eine Art Lizenzgebühr, in der Regel um die zehn Prozent. Allerdings haben es kleinere Künstler wahrscheinlich erst einmal schwer. Der Fokus liegt aktuell doch meistens auf den großen Namen: Elon Musk, Kings of Leon, Jack Dorsey, Christie´s….
NFT: Nur ein Hype oder zukunftsfähig?
Die Blockchain-Technologie bietet die Möglichkeit digitale Güter für viel Geld zu verkaufen. Wirklich sehr viel Geld. Wobei hier natürlich die Frage ist, ob einige Kunstwerke, die momentan als NFT angeboten werden, nicht viel zu überteuert sind. Was wir nicht vergessen dürfen: Mit dem Kauf eines NFT erhalten wir nicht das Gut oder die Datei selbst, sondern nur das Besitzrecht in Form eines NFT.
Die Möglichkeiten, die uns NFTs bieten sind aber auf jeden Fall total vielfältig: Wir können digitale Bilder, Videos, Musik, oder auch Tonaufnahmen verkaufen. In Zukunft könnten wir sogar theoretisch Verträge und Grundstücke fälschungssicher mit einem Besitzer per NFT verknüpfen.
Podcasts als NFT
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit Podcasts als NFT zu verkaufen. Jeder Podcaster kann einzelne Folgen oder exklusives Zusatzmaterial über die Blockchain als NFT anbieten. Wir könnten auch Podcast-Folgen wie gewohnt auf allen Plattformen veröffentlichen und Bonusfolgen als NFT verkaufen. Möglich ist da tatsächlich alles, es kommt nur auf die Nachfrage an. Warum sollten sich die Menschen einen Podcast als NFT kaufen? Entweder muss der Podcast sehr erfolgreich sein, sehr besonders, nur für wenige Menschen zugänglich sein oder irgendeinen anderen besonderen Mehrwert bieten – nur dann hätten Käufer wahrscheinlich auch Interesse viel Geld dafür zu bieten.
Der richtige Hype kommt noch
Aktuell ist der Markt relativ klein, viele Menschen haben sich noch gar nicht mit NFTs auseinandergesetzt. Vor allem durch prominente Personen, wie CEOs und namhafte Künstler, wird das Ganze aber immer bekannter und zieht auch immer mehr Menschen an, die das mal ausprobieren wollen. Auf der einen Seite kann ich als Käufer NFTs wie eine Aktie behandeln. Ich investiere in ein digitales Gut und hoffe, dass der Wert mit der Zeit steigt, oder ich verkaufe es wieder. Immer mit der Gefahr natürlich, dass ich Verluste mache. Andere sehen die NFTs tatsächlich als richtige Sammlerstücke und wollen einfach den Besitznachweis ihr Eigen nennen.
Wie sich die Blockchain-Technologie weiter verändert und wie die Menschen das Ganze annehmen, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Vor allem Kryptofans hoffen natürlich auf einen Erfolg. Einen Hype haben Non-Fungible-Tokens aber auf jeden Fall ausgelöst.
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